Robo-Advisors bei Versicherungen | 3m5.

01. Dezember 2017

Robo-Advisors sind das neue Lieblingsthema von Versicherungen. Aber was steckt dahinter? Wer hat schon einen praxistauglichen Ansatz entwickelt, und was können Unternehmen überhaupt mit einem automatisierten Versicherungsberater anfangen?

Wenn heute von Digitalisierung gesprochen wird, ist häufig Industrie 4.0 gemeint. Produktionsunternehmen werden ihre Prozesse zukünftig auf Basis von Informationstechnologien und Internet of Things flexibler gestalten und damit schneller auf Marktveränderungen reagieren können. 

In anderen Branchen, bei denen immaterielle Produkte wie Reisetickets, eBooks, Girokonton und Versicherungen den Kern der Wertschöpfung ausmachen, führt die Digitalisierung von einzelnen Innovationen bis hin zu einer Neusortierung der Wertschöpfungskette. Hier kann der revolutionäre Charakter schon seit einigen Jahren beobachtet werden, der teilweise sogar einen disruptiven Charakter hat, so dass sich bestehende Wertschöpfungsketten durch Technologien massiv verändern oder verschwinden.

In unserem Blogbeitrag stellen wir verschiedene technologische Ansätze bei Versicherungen vor, die schon heute nicht nur die Prozesse, sondern auch die Wertschöpfung in der Versicherungsbranche verändern.

Künstliche Intelligenz bei Versicherern

Bei Versicherungsunternehmen ist zu beobachten, dass die künstliche Intelligenz als Basistechnologie hier deutlich die Prozesse automatisieren wird. So wird künstliche Intelligenz von der Berechnung von Risiken bis hin zur Unterstützung bzw. Automatisierung von Beratung bzw. Kundendialogen eingesetzt.

Wir hatten in unserem Blogbeitrag „Virtuelle Callagents: Wie Chatbots mit dem Kunden reden“  einige Beispiele aufgeführt, welche Unternehmen und gerade Versicherungen schon regelbasierte Chatbots zur Kundenkommunikation einsetzen, u.a. ARAG und Wüstenrot. Einer Studie von Accenture zufolge wünschen sich die Konsumenten eine robotergestützte Beratung. Weltweit betrachtet können sich 74% vorstellen, eine Versicherung mittels einer computergestützten Beratung abzuschließen.

Roboterunterstützte Beratung
Roboterunterstützte Beratung


In Indonesien sind dieses sogar 91%, in Italien 81%, wohingegen sich in Deutschland nur 61% einen solchen Abschluss einer Versicherung ohne menschlichen Berater vorstellen können. (Link)
„Künstliche Intelligenz ist für uns ein großes Thema“, sagt etwa Gregor Wiest, Leiter Innovationsmanagement bei dem Versicherungsunternehmen Ergo.
„Künstliche Intelligenz ist für uns ein großes Thema“, sagt etwa Gregor Wiest, Leiter Innovationsmanagement bei dem Versicherungsunternehmen Ergo. (Link) So wird bei Ergo eine ki-basierte Software für Kundenanfragen eingesetzt. Ziel ist, dass diese Chat-Software selbständig Anfragen wie Adressänderungen oder Anforderungen von Bescheinigungen bearbeitet und beantwortet.
Das eindeutige Ziel des Versicherers Ergo ist ein „selbstlernender Chatbot, der in der Lage ist, die einfachen Anfragen richtig zu verstehen und konkrete Antwortvorschläge zu machen.“ (Link) Genau hier kann künstliche Intelligenz unterstützen. Durch diese Technologie können Aufgaben wie Beratung oder Bewertung von Computer unterstützt bzw. ganz übernommen werden.

Bei der Zurich Gruppe wird künstliche Intelligenz schon seit zwei Jahren eingesetzt.
Bei der Zurich Gruppe wird künstliche Intelligenz schon seit zwei Jahren eingesetzt. Der Fokus liegt neben dem Kundenservice auf der Bearbeitung von Schadensfällen. Dabei werden bestimmte Teilbereiche unterstützt, z.B. im Bereich Lebensversicherung und Kfz-Glasschäden. So werden bei Zurich ca. 40.000 Schadensfälle pro Jahr automatisch bearbeitet, das entspricht 110 automatisierten Bearbeitungen täglich. Die Tendenz ist steigend. (Link)

Allfinanz – Roboadvisor
Der Konsument besitzt meist verschiedene Finanz- und Versicherungsprodukte und wünscht entsprechend eine umfassende Beratung. Clark, ein Insurtech, bietet im Bereich Versicherungen durch eine Roboadvisor-Technologie einen it-gestützten Beratungsansatz. Jetzt geht Clark einen nächsten Schritt zu einer umfassenden Beratung für Finanzprodukte.

Insurtech Clark
Insurtech Clark

Clark baute in der Vergangenheit Kooperationen mit der ING-DiBa und der PSD Bank Hannover auf. Durch die kürzlich geschlossene Partnerschaft mit der „Mobilen Bank N26“ können N26-Kunden nun eine komplette Übersicht ihrer Versicherungen mittels Clark-Anbindung in ihrer App sehen. So kann dann auch der Roboadvisor die Versicherungen des Kunden prüfen und ggfs. auch dem Kunden andere passende Versicherungen vorschlagen. Somit wird Clark zum Versicherungs-Roboadvisor für diese Bank bzw. auch andere Banken.

Clark entwickelte hierzu eine Allfinanz-Schnittstelle, so dass Banken leicht weitere Finanzdienstleistungen, z.B. das Management und die Beratung von Versicherungspolicen, in ihre Produktportfolios integrieren können.

Potenziale

Die Technologie der künstlichen Intelligenz ist vorhanden. Die Versicherungsunternehmen verfügen über langjähriges Wissen über z.B. Kunden, Kundenbeziehungen, Schadenbearbeitung und Risikenbewertung. Jedes ki-basierte System nutzt genau dieses Wissen, um zukünftig wissensbasierte Aufgaben bearbeiten zu können.

Versicherer haben seit einiger Zeit begonnen, genau hier künstliche Intelligenz einzusetzen. Zu beobachten ist, dass bei jeder Versicherung andere Bereiche im Vordergrund stehen. Auch wenn die Versicherungen untereinander im Wettbewerb stehen, wäre ein Austausch zu den Erfahrungen mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz untereinander denkbar. Bei einem Kooperationen in diesem Segment können sicherlich alle Partner gewinnen.

Der Mehrwert liegt auf der Hand. Durch eine Automatisierung kann eine Skalierung und damit eine höhere Reichweite realisiert werden. Ähnlich wie Clark können so Versicherungsunternehmen als Partner bei anderen Finanzdienstleistern oder Unternehmen allgemein gelistet sein.

So kann jeder Versicherer die Kunden eines Stromversorgers oder E-Commerce-Shops zu Fragen im Bereich von Versicherungen roboterbasiert beraten, ohne dass es hierzu zusätzlicher Ressourcen bedarf. Das Versicherungsunternehmen kann zum Partner in punkto Beratung für andere Unternehmen werden.

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Autor des Beitrags
Prof. Ralph Sonntag
ralph.sonntag@3m5.de
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